Dieser Debütroman, der jetzt als Taschebuch erhältlich ist, ist fesselnd und authentisch geschrieben. Die Autorin beeindruckt mich mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Einstellung zum Schreiben: sie sagt, das Schreiben sei eine Flucht vor ihr selbst, in der sie aber zu den wesentlichen Dingen immer zurückfindet. Den Buchpreis des Unabhängigen Buchhandels erhielt sie in meinen Augen absolut mit Recht. Gerade eben ist ihr neues Buch “Windstärke 17” erschienen und steht bereits auf Platz 1 der Bestsellerliste.

Die Ich-Erzählerin Tilda lebt mit ihrer kleinen Schwester Ida und ihrer alkoholsüchtigen Mutter in einer Kleinstadt und sorgt für ihre Familie. Ihrer Schwester Ida ist sie sehr nahe und beschützt sie, so gut es geht. Rückzug von dem auf ihr lastenden Druck findet die Protagonistin beim Schwimmen im Freibad, wo sie bald einen jungen Mann kennenlernt, der eng mit ihrer Vergangenheit verknüpft ist. Auch er trägt eine Last mit sich herum. Zusammen durchleben sie ihr Schicksal und wachsen an ihren Aufgaben. Ein berührender Roman, der die verschiedenen Facetten der Liebe aufzeigt und in den Figuren zum Ausdruck bringt. Caroline Wahl versteht es, die Gefühle der Personen in wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen, und dabei die wichtigen Kleinigkeiten mit einzubeziehen, die den Lesenden die Identifikation mit den Figuren einfach machen. Nach jedem Satz will der nächste gelesen werden. Es fällt leicht, in eine andere Welt einzutauchen und jedes Gefühl ist verständlich – das Lesen geschieht  von ganz alleine. Das ist es doch, was ein gutes Buch ausmacht: der Wunsch weiterzulesen, der fühlbar wird, sobald die Worte im Bewusstsein ankommen und ihren Zauber dort entfalten.