Der Roman „Menschentier“ erschien im Jahr 2007 unter dem Originaltitel „Animal´s People“. In Deutschland ist er im Rahmen der von Ilja Trojanow herausgegebenen Reihe „Weltlese. Lesereise ins Unbekannte“ in der Büchergilde Gutenberg veröffentlicht worden.

„Menschentier“ ist eine fiktive Erzählung über die Nachwirkungen des Chemieunfalls in Bhopal, die mit ihrer anrührenden Thematik, dem tragikomischen Erzählstil tief bewegt. In Bhopal trat aus einer baufälligen und unterbesetzten Chemieanlage, die einem amerikanischen Konzern gehörte, vor etwa 30 Jahren 400 Tonnen Giftgas aus. Tausende Menschen starben in dieser Todesnacht, Millionen von Opfern sind bis heute betroffen, da die giftigen Chemikalien ins Grundwasser versickerten.

Der Protagonist und Ich-Erzähler in diesem Roman ist der 19jährige Animal, der sich seit der Chemiekatastrophe nur noch auf allen Vieren fortbewegen kann. Animal ist ein aufgeweckter und frecher Typ, der kein Mitleid verträgt und dies in seiner derben und vulgären Sprache deutlich macht. Als eine amerikanische Ärztin eine Klinik für die Opfer gründet, soll Animal herausfinden, ob sie auf der Seite der Opfer steht oder für den amerikanischen Täterkonzern arbeitet. Ein Netz aus Intrigen und Verdächtigungen treibt die Handlung voran, bis der Roman mit großem Bedauern nach einem dramatischen Ende ausgelesen ist.

Animal, der exemplarisch für die furchtbare Tragik der Katastrophe steht, ist solch ein charmanter Schelm, der trotz der unermessbaren Ungerechtigkeit in sein Leben verliebt ist.

Der Autor Indra Sinha, der 1950 im Mumbai geboren wurde, ist heute als ein britischer Schriftsteller mit indischer Herkunft bekannt. Sinha war ein erfolgreicher Werbetexter, der vor allem durch seine Werbekampagnen für Amnesty International bekannt wurde. Heute widmet er sich ausschließlich der Schriftstellerei.

„Menschentier“ ist mehr als eine Leseempfehlung, eine Lesepflicht besteht für all jene Leser, die sich nicht vor der derben Sprache des Ich-Erzählers fürchten. In ihr verbirgt sich mehr als eine Lebensweisheit, die die Leser zu rühren weiß.