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Anne Kuhlmeyer, “Drift” – Krimi Wochen Aachen

Vergangene Veranstaltung!

  • Format: Lesungen
  • Termin: 20. Oktober 2017
  • Uhrzeit: 19:30 Uhr
  • Ort: Jakobstraße 13

Es regnet. Sehnsucht nach Sonnenschein lässt die Ärztin Metha Engelhart südwärts fliehen, weg von ihren Toten. Doch die Flut treibt sie auf einen Berg. In einem leerstehenden Haus sammeln sich Gestrandete – fünf Menschen und ein Schaf.

Wie Elmar Krekeler in der WELT schreibt: „Sie sind seltsam. Sie sind sich fremd. Sie suchen das Glück. Ein Bauer, der Kaffee anbauen will in Thüringen. Eine uralte Pathologin, die nicht sterben kann und die Leichen leid ist. Ein Lektor, der sich in seinen Werken verliert. Ein Junge, der ein Mädchen sein will. Eine Weißrussin, die einfach nur einen Mann will. (…) So dicht der Himmel, so offen sind die Grenzen des Erzählens. Man hört den Regen, DRIFT ist ein sehr sinnlich geschriebenes, sehr realistisches Buch.”

 

Im Rahmen der ‚Aachener Kriminalwochen’ haben wir die Autorin eingeladen, weil dieses Buch wie ein Krimi daherkommt, gleichzeitig aber auch phantastische Elemente enthält und ernsthafte Fragestellungen nach Schuld und Verantwortung aufwirft. Die beteiligten Charaktere sind liebevoll und facettenreich beschrieben, eingebettet allerdings in die dunkle Atmosphäre des Schutzkellers, der, währen das Wasser immer weiter steigt, das Überleben garantieren könnte. Ein Krimi der besonderen Art also…

 

Wie Elmar Krekeler in der WELT schreibt: „Sie sind seltsam. Sie sind sich fremd. Sie suchen das Glück. Ein Bauer, der Kaffee anbauen will in Thüringen. Eine uralte Pathologin, die nicht sterben kann und die Leichen leid ist. Ein Lektor, der sich in seinen Werken verliert. Ein Junge, der ein Mädchen sein will. Eine Weißrussin, die einfach nur einen Mann will. (…) So dicht der Himmel, so offen sind die Grenzen des Erzählens. Man hört den Regen, DRIFT ist ein sehr sinnlich geschriebenes, sehr realistisches Buch.”

 

anne-kuhlmeyer_c-harald-schroederAnne Kuhlmeyer, geboren 1961, studierte wie ihre Erzählerin in Leipzig Medizin. Wenn sie nicht schreibt oder als Redakteurin bei CulturMag oder als Mitglied des kriminalliterarisch-feministischen Netzwerks Herland unterwegs ist, arbeitet sie seit 2009 auch als Traumatherapeutin.

 

 

Hier die ausführliche Rezension der WELT:

Weine nur, wenn der Regen fällt

Von Elmar Krekeler

 

Die Werra ist ein hübscher Fluss, wie die meisten Flüsse hübsch sind, solange man sie nicht reizt. Oder es zu viel regnet. Freundlich fließt sie das Thüringer Schiefergebirge hinunter und dem Norden zu. Das Einzige, was man ihr an Mörderischem vorwerfen könnte, ist, dass sie die Fulda auslöscht, wo sie mit ihr zusammentrifft und zur Weser wird. Dass sie literarisches Werkzeug der Apokalypse werden würde, hätte sie sich in ihrer prinzipiellen Anmut wahrscheinlich selbst nicht gedacht. Wurde sie aber.

Und Anne Kuhlmeyer ist daran schuld. Die ist eine Kriminalschriftstellerin in einem leider immer noch sehr seltenen, aber erfreulich weiträumigen Sinne, Medizinerin und hauptberufliche Traumatherapeutin. Sie lässt ihre Romane gern soweit über die Ufer des Genres schwappen, dass von Krimi bei ihnen kaum mehr die Rede sein kann.

Vor dem, was in „Drift“ geschieht, Kuhlmeyers neuem – naja, der Verlag nennt ihn so – Kriminalroman, hätten die Menschen eigentlich gewarnt sein können, wenn sie denn noch bibelfest wären. Noah nämlich heißt das Tiefdruckgebiet, das Deutschland allgemein und das Werratal im Besonderen in eine ganzheitliche Gischtwolke versetzt. Es regnet und regnet. Dachdecker gehen entzwei, die wilden Meere hupfen. Und fünf Menschen fliehen vor dem Weltende in ein Forsthaus im Hinterland.

 

Sie sind seltsam. Sie sind sich fremd. Sie suchen das Glück. Ein Bauer, der Kaffee anbauen will in Thüringen zum Beispiel. Eine uralte Pathologin, die nicht sterben kann und die Leichen leid ist. Ein Lektor, der sich in seinen Werken verliert. Ein Junge, der ein Mädchen sein will. Eine Weißrussin, die einfach nur einen Mann will.

Wir sind mitten in Deutschland. Die Flüchtlingswelle rollt weiter im Regen und unter ihm hindurch. Nur ist der Fluchtweg, den man so gern so weit weg wähnt, der übers Meer nämlich, dank Noah auf einmal ganz nah. Ein Floß kommt zum Forsthaus, eine Familie ist drauf. Sie sind seltsam. Sie sind fremd. Sie suchen das Glück. Schüsse fallen.

 

„Drift“ ist ein seltsames Buch. Dass es fremd ist, schleicht sich allmählich ein. Glücklich wird man mit ihm auf jeden Fall.

Es strudelt gewaltig durch diesen Roman. Irgendwann spielt sich alles zwischen Tag und Traum ab. Aus der Gegenwart heraus und in literarische, philosophische Parallelwelten hinein. So dicht der Himmel, so offen sind die Grenzen des Erzählens. Die fünf reagieren aufeinander. Belauern sich. Erzählen sich Geschichten, ihre Geschichten, versinken in den Geschichten von anderen, Literaturgeschichten, Träumen.

Cormac McCarthy grüßt von Ferne, Leonardo Padura aus der Nähe, Metha, die vom Wasser des Lebens unsterblich gemachte Leichenanalytikerin, dieses Meta-Wesen ist Schwester von Elina Makropulos in Leos Janáceks magisch-realistischer Oper. Man könnte sich geradezu verlieren darin, würde Anne Kuhlmeyer nicht so ein elegantes wie drakonisches Erzählregiment führen und einen jeweils kurz vor dem Abschweif wieder zurückholen in jene wirkliche deutsche Wirklichkeit, deren Verfasstheit nahezukommen sich die Traumatherapeutin anscheinend vorgenommen hat.

Man hört den Regen, „Drift“ ist ein sehr sinnlich geschriebenes, sehr realistisches Buch, sieht alles trotz des ergiebigen Niederschlags mit bemerkenswerter Klarheit, man riecht die Verwesung der Welt. Denn nichts ist hier eigentlich heil, nichts ist freundlich in der Gegenwart, Glück ist nicht zu haben, jedenfalls nicht billig und nur auf Kosten anderer. So ist das Leben. „Drift“ ist ein ernstes Spiel.

Und wenn alles vorbei ist, wenn der Notstand ein Ende hat, die Schuld verdrängt, das Leben weitergeht, dann ist es mit dem Lesen, wie es bei kleinen Flüssen und Bächen nach sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen gerne mit ihrem Lauf ist – anders.

Anne Kuhlmeyer: Drift. Ariadne bei Argument, Hamburg. 317 S., 12 Euro.

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