Solito
Jahrelang träumte Javier davon, endlich von seiner Heimat El Salvador aus zu seinen Eltern in die hochgelobten USA reisen zu können. An seinen Vater, der schon früh aus politischen Gründen Asyl in den USA bekam, kann er sich kaum erinnern. Die Mutter folgte ihrem Ehemann einige Jahre später mit Hilfe von Schleusern und Javier blieb bei seinen Großeltern zurück. Da es auf legalem Wege keine Möglichkeit zur Familienzusammenführung gab, wird der Junge schließlich 1999 mit neun Jahren einem sogenannten Kojoten anvertraut, der ihn innerhalb von zwei Wochen über Mexiko zu seinen Eltern bringen soll. Dieser Weg wird jedoch stattdessen mehrere Wochen dauern, in denen er keine Verbindung mit seiner Familie hat. Die Gefahren und Belastungen für das Kind und die anderen, ihm völlig fremden Personen, die sich den gleichen Schleusern ausgeliefert haben, sind unvorstellbar. Zunehmend werden diese Menschen zu einer Ersatzfamilie für ihn. Ohne deren selbstlose Hilfe und menschliche Zuwendung hätte Javier keine Überlebenschance gehabt. Im Nachwort schreibt der Autor an seine Eltern den Satz: Ich hoffe, ihr fühlt euch nicht schuldig, weil ich euch längst vergeben habe. Die Traumata, die diese Flucht bei dem Kind ausgelöst haben, kann man kaum erahnen. J. Zamora hat zuvor überwiegend Lyrik veröffentlicht. Auch dadurch liest sich dieses Buch, das konsequent aus der Sicht des Kindes in einer bildstarken Sprache geschrieben ist, eher wie ein Roman als wie eine Autobiographie. Ein ausgesprochen beeindruckendes und bewegendes Buch!